Donnerstag, 12. April 2007

Wer ist Doc Baumann?

Obwohl ich einen IBM-Computer besaß und es dafür 1995 auch schon viele gute Fachzeitschriften gab, las ich am liebsten die MAC-Welt. Das hatte einen guten Grund und der hieß Doc Baumann. Doc Baumann ist Dr. Hans D. Baumann, Kunstwissenschaftler und freiberuflicher Autor. Er ist in der Welt der Digitalfotografie das, was vielleicht Walter Pall in der Bonsaiwelt ist, ein Guru.

In der MAC-Welt gab es jeden Monat einen Photoshop-Workshop, Tutorial genannt, den Doc Baumann schrieb. Diese Tutorials befassten sich zumeist mit Bildern der Biker- oder Rockerszene. Der Doc hatte das erste Magazin herausgebracht, was es für deutsche Biker zu kaufen gab. Selber habe ich auch einige Bekannte in der Bikerszene. Sie alle kennen Doc Baumann auch sehr gut, weil er kein Bikertreffen auslässt. Allerdings haben sie keine Ahnung, dass sie es mit einem Wissenschaftler zu tun haben. Seine Tutorials habe ich dann auch immer mit Begeisterung nachgearbeitet. Dabei ersetzte ich die Chopper und Bobber aber lieber durch Bäume. Ab 1998 gab es das Fachmagazin „computer Foto“. Dort waren anfänglich gleich mehrere Workshops vom Doc in jedem Heft. Leider hat er das Magazin verlassen, womit sich die hohe Qualität erledigt hatte.

Wer mehr über Doc Baumann erfahren möchte, kann in der Linkliste einmal auf „apple.com“ klicken. Das wissen die Leute von Apple schon, der Doc und der MAC gehören zusammen.

Empfehlen kann ich auch für Leute, die ihr Photoshop gänzlich ausnutzen wollen, die Fachzeitschrift für digitale Bildbearbeitung DOCMA, die Doc Baumann herausgibt. Auch hier kannst Du den Link in der Linkliste nutzen.

Warum jetzt hier diese Lobeshymnen? Zum größten Teil ist alles, was man im Web heutzutage als Tutorials findet, irgendwann, auch schon vor gut zehn Jahren, von Doc Baumann gemacht worden. Zum Großteil eben Plagiate.

Wenn ich hier ein Tutorial zeige, was sich dann mit einem Bonsaibild befasst, beruht es sehr wahrscheinlich auf einer Idee von Doc Baumann.

Soviel Wahrheit muss sein und die Ehre erweise ich ihm gerne.

Aber jetzt wollen wir damit anfangen, wofür ich diesen Blog gedacht habe, digitale Fotografie.

Bonsai und Fotografie, zwei Dinge die zusammengehören.

Lange Zeit, bevor ich zum Bonsaihobby kam, habe ich schon fotografiert. Lange Zeit auch, bevor es Heimcomputer gab und damit die digitale Fotografie. Zu meinen Spiegelreflexkameras gehörte natürlich die Dunkelkammer, in der ich meine Schwarz-Weiß-Fotos in langen Nächten entwickelte und immer neue Techniken probierte. Während meiner Lehre zum Stereotypeur und Galvanoplastiker habe ich auch viele Stunden in der firmeneigenen Reproduktionsfotografie verbracht und durfte dort einen Einblick in die Fotografie mit 1:1 Kameras nehmen. Dort bekam ich auch die Möglichkeit meine eigenen Fotoabzüge nachzubearbeiten. Stellt man heutzutage Teile eines Bildes mit einfachen Mitteln per Photoshop frei, ging so etwas früher nur mit Hilfe von rotem Blutlaugensalz (Farmerscher Abschwächer) und stundenlangen Sitzungen am Waschtisch.

Als ich 1981 zum Bonsaihobby fand, fotografierte ich meine Bäume mit normalem Farbfilm. Es ärgerte mich damals sehr, dass man so wenig Einfluss auf die Laborabzüge der Fotos hatte. Aber das Bonsaihobby nahm mich immer mehr in Beschlag und zu langen Dunkelkammersitzungen fehlte mir dann die Motivation.

1995 entschloss ich mich dazu, mir einen Computer zu kaufen. Mit vielen „Computerfreaks“ hatte ich Gespräche geführt und wollte wissen, was ich mit einem Computer in der Bildbearbeitung machen kann. Aber das waren zumeist MS-DOS Nutzer und für die war alles was über Texteingabe am Computer hinausging der Untergang des Abendlandes. Wieder einmal musste ich mich über meine Firma schlau machen, was machbar ist. In unserer Grafikabteilung fand ich einen Grafiker, der mir viel erzählen konnte. Da habe ich dann zum ersten Male Photoshop am Rechner erlebt. Was unser Grafiker mir da vorführte, ließ meine Kinnlade herunterfallen und mir wurde klar, so etwas musste ich lernen, das wird auch für die Bonsaigestaltung vielleicht einmal wichtig werden. Als ich aber die Frage stellte, ob es theoretisch möglich wäre ein Bild eines Baumes derart zu ändern, dass der Baum von seiner Form her um Jahre älter aussähe, erntete ich auch da nur Schulterzucken.

Es blieb mir also nichts anderes übrig, ich musste es selber herausfinden. So bestellte ich mir meinen ersten Computer. Er war enorm teuer. Eine Grafikkarte mit viel, viel Grafikspeicher musste sein. Damals gab es nur einen MB Grafikspeicher bei den Standardkarten. Ich wollte acht. Dazu brauchte ich ein Gerät, um Bilder in den Rechner zu bekommen. Digitalfotografie gab es noch nicht für normale Konsumenten, also musste ein Scanner her. Das war dann auch mein Schmuckstück. Professionelle 800 dpi und 1200 DM teuer. Dazu ADOBE Photoshop 3.0, welches einem dann wirklich die Tränen in die Augen trieb, so teuer war es.

Aber dann ging es los. Ein ganzes Jahr übte ich Nacht für Nacht an meinem Rechner. Die Geschwindigkeit des Computers machte einigen Computerfreunden den Hals trocken. Dann war es soweit, ich hatte im Sommer 1996 meine erste virtuelle Bonsaigestaltung geschafft. Leider sind alle diese ersten Versuche mit einem späteren Festplattencrash (hatte leider keinen CD-Brenner) ins Nirvana abgesegelt. Das Ergebnis aber überzeugte mich schon sehr und nun wusste ich auch, dass man am Rechner alles mit einem Bild erklären kann. Kontakte zu anderen Bonsaifreunden über das Internet fand ich aber erst im Jahr 1998. Da meldete ich mich am firmeneigenen Internetbrowser „Cityweb“ an.